Immobilienmarkt: Einige gängige Irrtümer und Missverständnisse
Wer aus welchen Gründen auch immer mit dem Immobilienmarkt in Berührung kommt, sollte sich zunächst mit einigen grundlegenden Gesetzmäßigkeiten dieses auf den ersten Blick einfachen und jedem bekannten Tätigkeitsfeldes vertraut machen. Und vor allem – sich mit den typischsten und weitverbreitetsten Irrtümern und Fehlvorstellungen auseinandersetzen. Ich werde Ihnen einige davon vorstellen – danach wird es Ihnen leichter fallen, sich zu orientieren. Also…
„Man muss nur abwarten – dann ergibt sich die gewünschte Marktlage von selbst“
Ein häufiger Irrglaube lautet: Man müsse nur warten, bis sich die Marktsituation von selbst zu den eigenen Gunsten entwickelt – entweder fällt der Markt, oder er schießt in die Höhe. Entsprechend steigt dann der Wert Ihrer Immobilie, wenn Sie verkaufen möchten, oder sinkt, wenn Sie kaufen wollen. Diese Annahme ist falsch, denn selbst hochqualifizierte Fachleute können die Entwicklung oft nicht zuverlässig vorhersagen. Dafür gibt es zwei Hauptgründe:
Erstens: Es ist äußerst schwierig, die tatsächlichen Perspektiven auf dem Immobilienmarkt einzuschätzen, da die Bedingungen unvorhersehbar sind und sich die Rahmenfaktoren ständig ändern. Wenn Ihnen also jemand rät, sofort zu kaufen oder zu verkaufen, weil angeblich bald etwas Bestimmtes passieren wird – handeln Sie nicht überstürzt. Nur das Wetter in Wien ändert sich wirklich schnell.
Zudem haften diejenigen, die Ihnen solche Empfehlungen geben, in der Regel nicht für das Ergebnis – Sie können sich also kaum beschweren. Und selbst wenn, dann höchstens in sehr zurückhaltender Form – heute wird schließlich alles mit dem Smartphone aufgezeichnet, und vor Gericht zählt ein „emotionaler Ausbruch“ kaum als Entschuldigung.
Zweitens: Solche Prognosen und Analysen werden meist im Auftrag bestimmter Interessengruppen erstellt und orientieren sich an deren aktuellen Zielen. Muss beispielsweise ein Immobilienbestand verkauft werden, so wird in Artikeln empfohlen, schnell zu kaufen – angeblich, weil der Markt bald anzieht. Wenn große Mengen eingekauft werden sollen, dann wird das Gegenteil behauptet. Verlassen Sie sich also nicht blind auf solche Einschätzungen.
„Je teurer eine Wohnung, desto besser ist sie“
Ein weiteres verbreitetes Missverständnis: Der Preis einer Immobilie sei automatisch ein Indikator für deren Qualität. In der Realität ist das oft nicht der Fall. Der Preis kann aus anderen Gründen hoch sein – etwa aufgrund unrealistischer kommerzieller Erwartungen des Verkäufers. Ein Beispiel: Der reale Marktwert einer Wohnung liegt bei 600.000, der Eigentümer fordert jedoch 800.000.
Die Verkaufschancen für ein solches Objekt sind äußerst gering, da die Käufer meist gut informiert sind und die Marktlage realistisch einschätzen – sie werden nicht bereit sein, deutlich zu überzahlen. Hinzu kommt: Die Wohnung kann über Ausstattungen oder Besonderheiten verfügen, die Sie persönlich gar nicht benötigen. Warum also mehr bezahlen für etwas, das Sie nicht brauchen und später womöglich aufgeben müssen?
„Makler verdienen Geld für nichts – sie tun ja nichts“
Auch dieser Gedanke ist weit verbreitet – und grundlegend falsch. Ein Immobilienmakler arbeitet nicht aus dem Bauch heraus, sondern im Rahmen einer Firma. Er verfügt über eine entsprechende Ausbildung, eine Lizenz sowie alle erforderlichen Dokumente, die ihn zur Ausübung seiner Tätigkeit berechtigen.
Zudem wird ein seriöser Makler Ihnen keine Immobilie „aufschwatzen“, die das Geld nicht wert ist – denn er hat seinen Ruf zu verlieren. In dieser Branche zählt der gute Name, und kein Makler wird dieses Kapital für einen einmaligen Bonus riskieren, wenn er dafür potenzielle Kunden dauerhaft vergrault. Das bedeutet für Sie: Sie werden mit großer Sicherheit kein „Problemobjekt“ erwerben.
Ein Makler führt die Verhandlungen mit dem Eigentümer, begleitet den gesamten Prozess der Kaufabwicklung und sorgt dafür, dass Sie nicht in Schwierigkeiten geraten. Das gilt übrigens nicht nur für Käufer, sondern ebenso für Verkäufer. Die vermeintlichen Vorteile eines direkten Kontakts zwischen Käufer und Verkäufer – also ohne Mittelsmann – sind häufig trügerisch.
Doch um Sie nicht mit zu vielen Informationen auf einmal zu überfrachten, lassen wir den zweiten Teil dieser Publikation fürs nächste Mal.